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Städtepartnerschaftsverein Biel - San Marcos: 25 Jahre im Zeichen von Solidarität und Begegnung

Der Städtepartnerschaftsverein Biel - San Marcos ist im Zusammenhang mit der weltweiten Solidaritätsbewegung mit Nicaragua entstanden. Noch heute führt der Verein diesen "Nord-Süd-Dialog" weiter, indem er unter dem Motto "Global denken - lokal handeln" soziale und kulturelle Projekte in den beiden Städten unterstützt.



Zwischen der Stadt Biel und der im zentralamerikanischen Nicaragua gelegenen Stadt San Marcos bestehen seit einem Vierteljahrhundert vielfältige Kontakte. Wie in den Anfängen dieser nicht offiziellen Städtepartnerschaft werden die gegenseitigen  Begegnungen auch heute von den gleichen gemeinsamen Zielen geprägt. Es geht um die Bereitschaft, einander über sprachliche und kulturelle Unterschiede hinweg zu verstehen und gemeinsam solidarisch zu handeln, zum Beispiel durch die Planung und Umsetzung von Projekten in den Bereichen Bildung, Kultur, Landwirtschaft.

Der Ursprung des Städtepartnerschaftsvereins geht auf das letzte, aber gefährliche Jahrzehnt des Kalten Krieges zurück. Noch zu Beginn der 1980er-Jahre reagierten sowohl die USA als auch die Sowjetunion empfindlich auf jeden Kontrollverlust in der eigenen Hemisphäre.
Als am 19. Juli 1979 in Nicaragua ein Volksaufstand die über 40-jährige Diktatur des US-freundlichen Somoza-Clans beendete, freuten sich die meist jugendlichen Guerilleros auf eine Zukunft in Frieden und Freiheit. Doch die USA, die erst wenige Monate zuvor ihre Kontrolle über den Iran  verloren hatten, befürchteten, Nicaragua werde bald ein „zweites Kuba“.

Als bald nach dem Umsturz die linksgerichtete „Sandinistische Befreiungsfront“ (FSLN) begann, die nicaraguanische Politik zu bestimmen, beschloss US-Präsident Reagan, die bewaffnete Opposition gegen die Sandinisten zu unterstützen. An der parlamentarischen Kontrolle vorbei finanzierte er die „Contras“ – eine Truppe für die Destabilisierung Nicaraguas, die vorwiegend von der CIA und Militärführern der früheren Diktatur angeleitet wurde.

Bevor dieser Kleinkrieg – verbunden mit einer harten Wirtschaftsblockade - seine volle Wirkung entfaltete, verbuchte die sandinistische Regierung spektakuläre Erfolge: Ihre Alphabetisierungskampagne vermochte den Anteil an Lese- und Schreibunkundigen von 50 Prozent auf 12 Prozent zu senken, und durch ihre Landreform entstand eine grosse Zahl an neuen landwirtschaftlichen Genossenschaften und Privatbesitzern. Auch die Gesundheitsversorgung in den ländlichen Gebieten wurde stark verbessert. Nicht zuletzt diese Erfolge trugen dazu bei, dass der FSLN in den international anerkannten Wahlen vom 4. November 1984 einen klaren Wahlsieg errang.
Das internationale Echo blieb nicht aus. Vor allem in den USA und in Westeuropa erstarkten die bereits bestehenden Solidaritätsgruppen mit Nicaragua, und vielerorts nahm diese Solidarität die Form von Städtepartnerschaftsvereinen an. In der Schweiz entstanden zum Beispiel die Partnerschaften zwischen Delémont und La Trinidad (1986), Bern und Achuapa, Basel und Puerto Cabezas sowie jene zwischen Biel und San Marcos (alle 1987).

Das Ende des Kalten Krieges ab 1987 erleichterte in ganz Zentralamerika die Suche nach Verhandlungslösungen, um den bewaffneten Auseinandersetzungen ein Ende zu bereiten. So kam es in Nicaragua im Februar 1990 zu allgemeinen Wahlen, welche der FSLN im Zusammenhang mit den Folgen des Contra-Krieges, aber auch infolge politischer Fehler verlor.

Mit dem vorläufigen Ende des sandinistischen Experiments lösten sich viele Partnerschaften mit nicaraguanischen Städten wieder auf. Neben der offiziellen Städtepartnerschaft Delémont – La Trinidad ist der Bieler Städtepartnerschaftsverein der einzige in der Schweiz, der aktiv geblieben ist. Doch seine Anliegen sind weiterhin hochaktuell – das zeigt schon der Grundsatz der Konferenz von Rio de Janeiro von 1992, dem der Verein – mit langem Atem – nachlebt: Es gilt, global zu denken und lokal zu handeln.