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Unsere Region war eine Wiege des demokratischen Europa

Vor über 170 Jahren war unsere Region ein wichtiger Treffpunkt für demokratisch gesinnte Flüchtlinge aus Polen, Italien, Deutschland und anderen europäischen Ländern. Giuseppe Mazzini und andere Revolutionäre wirkten in Grenchen und Bern, aber auch in Biel und Umgebung für ein brüderliches und demokratisches Europa.



Die Europäische Union erlebt gegenwärtig eine politische und wirtschaftliche Krise. Langfristig gesehen kann sie aber auf historische Erfolge verweisen, nicht zuletzt aud die Tatsache, dass Europa die bisher längste Friedenszeit seiner Geschichte erlebt. 

Frieden in Europa war immer wieder ein wichtiges Ziel der Staatenlenker, zum Beispiel nach Napoleons Niederlage 1815. Der Wiener Kongress achtete auf das Gleichgewicht der Mächte, um dem Kontinent eine lange Phase der Stabilität zu verschaffen. Die Schwachstelle der vom Wiener Kongress verfolgten Politik lag im Versuch, die gesellschaftlichen Verhältnisse vor der französischen Revolution so weit wie möglich wieder herzustellen. Die Restauration der Ständegesellschaft geriet vielerorts in Konflikt mit einer jungen Generation, die sich die Schaffung eines demokratischen Nationalstaats zum Ziel setzte. Nur mit polizeilichen und militärischen Mitteln gelang es, die liberal und national gesinnten Oppositionsbewegungen zu unterdrücken.

Im Jahr 1830 kam es in mehreren Ländern zum offenen Machtkampf. Fast überall konnten die Könige und Fürsten ihre Macht verteidigen. Doch in manchen Kantonen der Eidgenossenschaft, auch im Kanton Bern,  setzten die Liberalen sich durch. Fortan durften die wohlhabenden Berner Bürger ein Parlament wählen, und die liberale Regierung begann, den Kanton zu modernisieren. 
  
Die fortschrittlich gesinnten Kantone des eidgenössischen Staatenbundes wurden bald zum Ziel verfolgter Liberaler und Demokraten aus ganz Europa. Besonders der Kanton Bern brachte solchen Flüchtlingen viel Verständnis entgegen. Das trug dazu bei, dass sich unsere Region zu einem wichtigen Treffpunkt für demokratisch und national gesinnte Polen, Italiener und Deutsche entwickelte. 

Die militärischen Abenteuer dieser Flüchtlinge brachten den eidgenössischen Staatenbund zwar bald in arge diplomatische Verlegenheit, aber ihre Präsenz löste wichtige Impulse für die Erneuerung des Bundesvertrages und damit für die Modernisierung der Schweiz aus. Mit der im Jahr 1934 auf Giuseppe Mazzinis Initiative gegründeten Organisation "Das Junge Europa" schufen die Flüchtlinge zudem ein frühes Modell der Europäischen Union. Kein anderes so früh gedachtes Projekt verband die Idee eines demokratischen Europa mit jener einer brüderlichen, gleichberechtigten Zusammenarbeit kleiner und grösserer europäischer Nationen.