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Biel und das Frauenstimmrecht

Die Bieler Wahlen 2016 haben zur Wahl von zwei Gemeinderätinnen, jedoch nur von 17 Stadträtinnen geführt. Die Pionierinnen des Frauenstimmrechts, die in Biel gelebt und gewirkt haben, wären mit dieser Tatsache wohl nicht ganz zufrieden.




Eine grosse Bieler Pionierin

In der Schweiz wurde die Frage nach dem Frauenstimmrecht erstmals im Zusammenhang mit der Revision der Bundesverfassung (1874) in grösserem Rahmen diskutiert. Doch schon vorher kämpften einige Pionierinnen für die politischen Rechte der Frau. Zu ihnen gehörte die oben abgebildete Marie Goegg-Pouchoulin (1826-1899), die mit ihrem Partner Amand Goegg in den Jahren 1866 bis 1868 an der Obergasse 22 in Biel wohnte. Am 24. Juli 1868 gründete sie in Genf die erste internationale Frauenorganisation, die Association Internationale des femmes (AIF). Die AIF forderte das Frauenstimmrecht, weil, so Goegg-Pouchoulin, «es für uns Frauen Zeit ist, nicht mehr eine besondere Gesellschaftsklasse zu bilden».

Das Frauenstimmrecht fand frühe Zustimmung in der Arbeiterbewegung

Allerdings blieben die Anstrengungen der frühen Frauenbewegung ohne grössere Auswirkungen auf das politische Gefüge. Einen wichtigen Anlauf  für das Frauenstimmrecht nahm der Schweizerische Arbeiterinnenverband (SAV), der sich von der ersten internationalen Konferenz sozialistischer Frauen in Stuttgart (1907) unterstützt wusste. Die Sekretärin des SAV, Margarethe Faas-Hardegger, organisierte am 19. April 1908 einen Delegiertentag des SAV in Biel, der die Sozialdemokratische Partei der Schweiz aufforderte, das Frauenstimmrecht am folgenden Parteitag zum wichtigsten Traktandum zu machen. Das Ziel, die Sozialdemokraten von der Dringlichkeit dieses Anliegens zu überzeugen, erreichte  der SAV aber erst dank der zweiten internationalen Konferenz sozialistischer Frauen, die 1910 in Kopenhagen stattfand. Diese Konferenz beschloss, jeweils am ersten Sonntag im März einen Kampftag für die Einführung des Frauenstimmrechts zu organisieren. Der erste internationale Frauentag wurde am 19. März 1911 durchgeführt, und zwar in Dänemark, Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Bieler Arbeiterunion organisierte diesen Anlass in Form einer Frauenversammlung in der «Helvetia», dem Lokal des Grütlivereins in der Untergasse. Dort sprach unter anderem Anna Aebi, die Präsidentin des Frauen- und Töchtervereins, die hundert Exemplare der SAV-Zeitschrift «Vorkämpferin» verteilte.

Zwei Anläufe kurz nach dem Ende der beiden Weltkriege

Um dem Frauenstimmrecht den Durchbruch zu verschaffen, genügte es jedoch nicht, die Organisationen der Arbeiterbewegung für diese Forderung zu gewinnen. Das zeigte sich zum Beispiel im Zusammenhang mit dem Landesstreik im November 1918, als das Oltner Aktionskomitee das Frauenstimmrecht zur zweiten seiner neun Forderungen machte. Auch die im Zusammenhang mit dem Streik erfolgten parlamentarischen Bemühungen endeten mit der Schubladisierung durch den Bundesrat. Jenen, die sich für das Frauenstimmrecht einsetzten, wurde bewusst, dass ihr Ziel vielleicht erst nach Jahrzehnten verwirklicht würde. Trotzdem setzten sich viele Aktivistinnen ausdauernd für die politischen Rechte der Frau ein. Zu ihnen gehörte die Bieler Lehrerin Paula Ryser, die langjährige Präsidentin des sozialdemokratischen Frauen-und Töchtervereins.
In den Jahren des Zweiten Weltkriegs vermochte das aussergewöhnliche Engagement der Frauen, zum Beispiel im Rahmen des Freiwilligen Frauenhilfsdienstes (FHD), manche Stimmbürger von der Notwendigkeit des Frauenstimmrechts zu überzeugen. In diesem Zusammenhang forderte Nationalrat Emil Oprecht im Februar 1945 in einem Postulat die Einführung des Frauenstimmrechts und fand die Unterstützung des Bundes Schweizerischer Frauenvereine (BSF). Etwas später, am 16. Mai, machten Bielerinnen einen Vorstoss mit ähnlicher Stossrichtung. Frauen, die zum Verein für die Förderung der Fraueninteressen gehörten, deponierten im Stadtrat eine Petition, welche die Einführung des Frauenstimmrechts auf Gemeindeebene verlangte. Diese Petition war an den Grossen Rat des Kantons Bern gerichtet.

In Biel wurde das Frauenstimmrecht relativ früh mehrheitsfähig

In der Eidgenössischen Abstimmung  vom 1. Februar 1959 wurde das Frauenstimmrecht in Biel mit 52% Ja-Stimmen knapp angenommen. Die Seeländer Metropole gehörte zu den einzigen grösseren Ortschaften im Kanton, die der Vorlage zustimmten. Das fortschrittliche Resultat könnte mit der Tatsache zu tun haben, dass es in Biel seit dem "Milchkrieg" der Jahre 1930/31 eine breit abgestützte Frauenorganisation gab, den Verband der Bieler Frauenvereine. Dieser Verband wurde damals zum Hauptquartier der örtlichen Kampagne für das Frauenstimmrecht. Auch ein Komitee mit Bielern aus allen Parteien ausser der BGB setzte sich für diese Vorlage ein.

Erst das Jahr 1968 brachte das Frauenstimmrecht

Auf nationaler Ebene kam der Durchbruch erst im Zusammenhang mit dem allmählichen Wertewandel der 1960er-Jahre. Ein Meilenstein war das Frauenstimmrecht auf Gemeindeebene, das 1968 Wirklichkeit wurde. In der kantonalen Abstimmung vom 18. Februar 1968 wurde die fakultative Einführung des Frauenstimm- und Wahlrechts auf Gemeindeebene mit einer Ja-Mehrheit von 55,9 Prozent angenommen, und am selben Abstimmungswochenende akzeptierten die Bieler das Frauenstimmrecht mit 5568 Ja gegen 2837 Nein. Anlässlich der Gemeindewahlen vom 17. November des gleichen Jahres wurde jedoch mit der Welschfreisinnigen Claire-Lise Renggli nur eine einzige Frau gewählt. Renggli wurde vier Jahre später, am 19. November 1972, auch erste nichtständige Gemeinderätin. Erst im November 1992 wurden mit Erica Wallis (Parti socialiste) und Marie-Pierre Walliser-Klunge (Parti Radical Romand)
die ersten Frauen in den ständigen Gemeinderat gewählt.

Dokument Titel / Beschreibung Autor / Quelle Jahr / Epoche
Personnalités£
Margarethe Faas-Hardegger
Margarethe Faas-Hardegger, secrétaire de la FSO, vers 1905.
inconnu(e) inconnu vers 1905
Personnalités§Personnalités§Mouvement d'emancipation féminine§Femmes§Portraits£
Paula Ryser
Paula Ryser, pendant de longues années présidente de la Société des femmes et des filles socialistes, vers 1920.
inconnu(e) inconnu vers 1920
Portraits§Photos de groupe§Mouvement d'emancipation féminine§Activités politiques§Femmes§Personnalités§Lokalpolitik£
Le Conseil municipal de la ville de Bienne, en 1976
Le Conseil municipal de la ville de Bienne, en 1976. Le Conseil municipal à titre principal fut formé par Fidel Linder (FDP), Raoul Kohler (PNR), Hermann Fehr (PS), Otto Arnold (PS) et Hans Kern (EB). Au Conseil municipal &agr...
inconnu(e) inconnu 1976
Personnalités§Mouvement d'emancipation féminine§Portraits£
Marie Goegg-Pouchoulin
Marie Goegg-Pouchoulin.
Louise Fueslin Marie Goegg, Berta Rahm, ALA Verlag, 1993 vers 1860
Organisations politiques§Mouvement d'emancipation féminine§Activités politiques§Personnalités§Politique intérieure§Politique extérieure§Journalisme§Ecoles et formation£
Marie Goegg-Pouchoulin
Son origine Marie Goegg-Pouchoulin naquit le 24 mai 1826 dans une famille d’horlogers d’origine huguenote. Dans sa famille déjà, elle avait été en contact avec des idées progressistes. En 1845, elle &e...
Christoph Lörtscher Rahm B., 1993, Marie Goegg 2010
Personnalités§Mouvement d'emancipation féminine§Enfants§Mode et vêtements£
Marie Goegg-Pouchoulin avec son fils Egmond, vers 1857
Marie Goegg-Pouchoulin avec son fils Egmond, vers 1857.
inconnu(e) Marie Goegg, Berta Rahm, ALA Verlag, 1993 vers 1857
Photos de groupe§Organisations politiques§Personnalités£
En souvenir du 2e Congrès pour la paix à Berne, en 1868
En souvenir du 2e Congrès pour la paix à Berne, en 1868. En haut, de gauche à droite: Amand Goegg, Gustave Vogt, Marie Goegg. En bas, de gauche à droite: Gustave Chauday, Michail Bakunin, Auguste Ladendorf.
inconnu(e) Marie Goegg, Berta Rahm, ALA-Verlag, 1993 1868
Armée suisse§Gares§Mouvement ouvrier£
A la gare de Granges, lors de la grève générale, en 1918
La grève générale de novembre 1918 à la gare de Granges. Des soldats surveillent un train en train d'entrer afin qu'il ne soit pas arrêté par les grévistes.
inconnu(e) H. Hächler, Bienne 1918
Lokalpolitik§Organisations politiques§Conseillers§Femmes§Personnalités§Portraits£
Claire-Lise Renggli, la première femme au Conseil de ville et au Conseil municipal de la ville de Bienne
Claire-Lise Renggli, née en 1932, membre du Parti Radical Romand, est la première femme à avoir siégé au Conseil de ville et au Conseil municipal de la ville de Bienne et la première Biennoise déput&ea...
Stefan Rohrbach Divers 2005
Architecture médiévale§Viticulture et vendanges§Mode et vêtements£
La rue Haute à Bienne avec sa tour médiévale, vers 1870
La Rue du Haut et la Porte du Haut (Obertor) à Bienne. La Porte du Haut, appelée aussi 'Tour du Renard' (Fuchs) ou 'Tour Rouge'- a été construite à la fin du 13ème siècle et a &eacu...
probablement J. Deppeler Collection Ueli Tüscher vers 1870
Politique intérieure§Chemin de fer§Armement§Première guerre mondiale§Mouvement ouvrier§Armée suisse§Crises économiques§Organisations politiques§Conseillers£
La grève générale à Bienne
Vendredi 8 novembre 1918, la veille de la grève de protestation Le vendredi soir, l‘Union Ouvrière de Bienne dut décider de sa participation à la grève de protestation. Le résultat fut un partage des vo...
Christoph Lörtscher 2017
Architecture médiévale§Ouvriers et ouvrières§Mouvement ouvrier§Cafés et restaurants£
Le local de la Société du Grutli de Bienne à la rue Basse, en 1895
La maison dite «de l'Abbé» ou «maison de Bellelay» était déjà mentionnée en l'an 1381, comme «située le long de la rue basse». Démolie au 16è si&egr...
inconnu(e) Archives de la coopérative St-Gervais, Bienne vers 1895
Mouvement d'emancipation féminine§Lokalpolitik£
Claire-Lise Renggli
Portrait de Claire-Lise Renggli (née en 1932). C.L. Renggli fut en fonctions en tant que première femme au Conseil de ville, pour le Parti Radical Romand, et au Conseil Municipal de la ville de Bienne, après qu'ait ét...
inconnu(e) Archives du Bieler Tagblatt 1980 - 1999
Chemin de fer§Ouvriers et ouvrières§Mouvement ouvrier§Activités politiques£
La grève générale à Bienne, le 12 novembre 1918
Grève nationale à Bienne, le 12 novembre 1918. Des grévistes et des habitants de la Cité Marie arrêtent deux trains de transport militaires, le train 2154 en provenance de Délémont et le train...
inconnu(e) Schweizer Illustrierte Zeitung, No 46/47, 23 nov. 1918 1918