Emil Kocher wurde am 23. Februar 1901 in Aarberg geboren, wo er auch seine Kindheit und die obligatorische Schulzeit verbrachte. Er besuchte das Gymnasium in Bern und absolvierte anschliessend ein Medizinstudium. Nach dem Staatsexamen, 1926, folgten für Kocher die für Mediziner üblichen Assistenzjahre, die er in Bern, Biel und Aarau zubrachte.

Am 1. Oktober 1930 eröffnete Emil Kocher in Biel eine eigene Praxis. Er verheiratete sich 1934 mit der Schaffhauserin Hedwig Uhlmann, die ihn fortan bei seinen zahlreichen Aktivitäten unterstützte: Kocher war unter anderem als Bahnarzt im verwaltungsärztlichen Dienst, als leitender Arzt der ETS Magglingen und während 25 Jahren für das Rote Kreuz tätig. Er war Mitgründer des Blutspendedienstes und amtierte ab 1943 als dessen Präsident für die Sektion Biel-Seeland.

Eine bedeutende Rolle im Leben von Dr. Kocher spielte seine Freundschaft mit dem «Urwalddoktor» Albert Schweitzer, den er mehrmals in dessen Spital in Lambarene besuchte (Lambarene liegt in der Republik Gabun im westlichen Zentralafrika). Dass dieses Spital heute chirurgische und allgemein medizinische Abteilungen, eine Zahn-, eine Kinder- sowie eine Frauenklinik, geriatrische und psychiatrische Stationen und zudem ein Labor umfasst, in welchem die Prophylaxe und Therapie von Malaria erforscht werden, ist das Verdienst Albert Schweitzers: er hatte das «Urwaldspital» 1913 gegründet. Kocher und Schweitzer glichen sich nicht nur in ihrem humanitären Denken und Wirken; sie ähnelten sich auch äusserlich, so dass Kocher während seinen Besuchen im Urwald nicht selten mit dem «Grand Docteur» verwechselt wurde, worauf Kocher zu antworten pflegte, er sei nur der «Petit Docteur».

Nach seinen Aufenthalten im Urwaldspital hielt Kocher in der Schweiz Vorträge über Lambarene, wobei er seine eigenen Dias und Filme öffentlich vorführte, um einem breiten Publikum das bedeutende humanitäre Werk Schweitzers nahe zu bringen. Es versteht sich, dass die dabei gewonnenen finanziellen Erträge in die Kassen des Urwaldspitals flossen. Dr. Emil Kocher, eine für seine Herzlichkeit und seinen Humor hochgeachtete, stadtbekannte Persönlichkeit, starb 20. Januar 1988 im Alter von 86 Jahren.