Historisches Archiv der Region Biel, Seeland und Berner Jura
Ueli Tüscher, ein profunder Kenner der Grafik unserer Region
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Den Sammlern alter Ansichten der Stadt Biel, des Seelands und des Südjura ist Ueli Tüschers Galerie Seeland in Biel seit Jahren ein Begriff. Für zahlreiche Kunden hat der Bieler Galerist aus Leidenschaft verloren geglaubte Ansichten unserer Region aufgespürt und wenn nötig restauriert, damit ihre Schönheit auch künftige Generationen erfreue. Im Verlauf seiner Tätigkeit ist Tüscher zum wohl besten Kenner der regionalen Grafik geworden.
Der Beginn einer grossen Leidenschaft
Tüschers Interesse an alten Stichen regionaler Künstler wurde schon sehr früh geweckt: „In den 1950er-Jahren, ich war etwa 10- bis 12-jährig, lernte mein Vater den Kunsthändler Eduard Gramm kennen. Bald darauf brachte er die beiden ersten Stiche nach Hause, nämlich die Ansicht der Stadt Biel aus dem Jahr 1642 und einen Stahlstich vom Ring in Biel. Fortan verging kaum ein Monat, ohne dass mein Vater einen alten Stich nach Hause brachte. Mit der Zeit prägten diese Werke nicht nur die Stube, sie schmückten auch manches Zimmer unserer Wohnung.“ Zu Beginn der 1960er-Jahre, als er eine Hochbauzeichnerlehre absolvierte, begab sich Tüscher oft zu den Schaufenstern der Papeterie Müller an der Bahnhofstrasse, um die dort ausgestellten alten Grafiken zu bewundern. Mit ersten Ersparnissen kaufte er ein Geschenk für seinen Vater - die Ansicht der Stadt Biel von Trachsler.
Kulturgüterschutz – auch für alte Stiche
Während über dreissig Jahren, von 1963 bis 1994, war Tüscher hauptberuflich als Verwalter und Einkäufer für eine grössere Bieler Firma tätig. Nach Feierabend entfaltete er sein Engagement für alte Grafik, das immer häufiger der Pflege solcher Kunstwerke galt. Sein Vater hatte ihn wiederholt auf den schlechten Zustand mancher Stiche aufmerksam gemacht. Deshalb eignete er sich die nötigen Kenntnisse an, um diese wertvollen Kulturgüter zu retten. Fleckig gewordene Grafiken mussten in einer speziellen Flüssigkeit gereinigt und anschliessend unter Verwendung verschiedener Fliessblätter sorgfältig gepresst und getrocknet werden. Schliesslich galt es, sie künftig vor äusseren Einflüssen zu schützen. Dazu gehörte die Verwendung von säurefreiem Karton beim Rahmen und der Schutz vor lichtbedingter Alterung durch die Wahl des richtigen Glases. Oft erledigte Tüscher solche Arbeiten für andere Sammler. Dies erlaubte es ihm, die eigene Sammlung nach und nach zu erweitern. 1974, er war inzwischen 32-jährig, umfasste sie bereits hundert Werke, vor allem Darstellungen aus Biel, Nidau und dem Seeland. Das Studium von Fachliteratur erlaubte es Tüscher, die Qualität und den Wert der einzelnen Werke immer genauer zu bestimmen.
Mit Herzblut für den neuen Hauptberuf
Ab dem Jahr 1975 begannen die Preise für alte Grafik deutlich zu steigen. In diesen Jahren gelang es Tüscher, manche Werke gewinnbringend zu verkaufen und aus dem Erlös die eigene Sammlung weiter zu vergrössern. Damals begann er, auch moderne Grafik zu sammeln. Dank seinen Fachkenntnissen wurde er immer häufiger um Rat gebeten. Vielen Liebhabern alter Stiche half er bei der weiteren Ausgestaltung ihrer Sammlung und bei der Restaurierung ihrer Ankäufe. Nachdem die wirtschaftlichen Schwierigkeiten seines Arbeitgebers zugenommen hatten, beschloss Tüscher, seine Leidenschaft zum Hauptberuf zu machen – im Jahr 1996 eröffnete er eine erste Galerie in Lyss.
Die Galerien
Die Galerie in Lyss begann ohne Schaufenster – Tüscher konnte aber bei einer benachbarten Versicherungsgesellschaft ausstellen. Von Anfang an verkaufte er nicht nur alte Grafik, sondern auch Werke von Künstlern wie Chagall und Picasso. Die Restaurierung und das Rahmen von Grafik machten auch weiterhin einen wichtigen Anteil seiner Tätigkeit ein - im Lauf der Jahre hat der Galerist an die 1000 Stiche restauriert und ungefähr 6000 Werke gerahmt. Der gute Geschäftsgang erlaubte es Tüscher, bald eine Filiale zu eröffnen. 1997 bis 2001 befand sie sich in Aarberg, bis 2008 in Jens. Zu den Höhepunkten seiner Tätigkeit als Galerist gehörte der Verkauf von Werken aus dem Nachlass des regionalen Künstlers Abraham Fürst im Jahr 1998. Der ehemalige Bahnhofvorstand von Aarberg hatte über 700 Zeichnungen, Aquarelle und Ölbilder hinterlassen, die dank Tüschers Einsatz praktisch vollumfänglich verkauft werden konnten. 2009 entschloss sich Tüscher, die Galerie nach Biel zu verlegen, wo sie am 9. Mai an der Silbergasse eröffnet wurde. Schwerpunkte seines aktuellen Angebots umfassen Darstellungen der Stadt Biel, des Schlosses Nidau, von Seeländer Dörfern, des Bielersees oder der Petersinsel.
Autor: Christoph Lörtscher / Quelle: Christoph Lörtscher, Biel 2015
Der Beginn einer grossen Leidenschaft
Tüschers Interesse an alten Stichen regionaler Künstler wurde schon sehr früh geweckt: „In den 1950er-Jahren, ich war etwa 10- bis 12-jährig, lernte mein Vater den Kunsthändler Eduard Gramm kennen. Bald darauf brachte er die beiden ersten Stiche nach Hause, nämlich die Ansicht der Stadt Biel aus dem Jahr 1642 und einen Stahlstich vom Ring in Biel. Fortan verging kaum ein Monat, ohne dass mein Vater einen alten Stich nach Hause brachte. Mit der Zeit prägten diese Werke nicht nur die Stube, sie schmückten auch manches Zimmer unserer Wohnung.“ Zu Beginn der 1960er-Jahre, als er eine Hochbauzeichnerlehre absolvierte, begab sich Tüscher oft zu den Schaufenstern der Papeterie Müller an der Bahnhofstrasse, um die dort ausgestellten alten Grafiken zu bewundern. Mit ersten Ersparnissen kaufte er ein Geschenk für seinen Vater - die Ansicht der Stadt Biel von Trachsler.
Kulturgüterschutz – auch für alte Stiche
Während über dreissig Jahren, von 1963 bis 1994, war Tüscher hauptberuflich als Verwalter und Einkäufer für eine grössere Bieler Firma tätig. Nach Feierabend entfaltete er sein Engagement für alte Grafik, das immer häufiger der Pflege solcher Kunstwerke galt. Sein Vater hatte ihn wiederholt auf den schlechten Zustand mancher Stiche aufmerksam gemacht. Deshalb eignete er sich die nötigen Kenntnisse an, um diese wertvollen Kulturgüter zu retten. Fleckig gewordene Grafiken mussten in einer speziellen Flüssigkeit gereinigt und anschliessend unter Verwendung verschiedener Fliessblätter sorgfältig gepresst und getrocknet werden. Schliesslich galt es, sie künftig vor äusseren Einflüssen zu schützen. Dazu gehörte die Verwendung von säurefreiem Karton beim Rahmen und der Schutz vor lichtbedingter Alterung durch die Wahl des richtigen Glases. Oft erledigte Tüscher solche Arbeiten für andere Sammler. Dies erlaubte es ihm, die eigene Sammlung nach und nach zu erweitern. 1974, er war inzwischen 32-jährig, umfasste sie bereits hundert Werke, vor allem Darstellungen aus Biel, Nidau und dem Seeland. Das Studium von Fachliteratur erlaubte es Tüscher, die Qualität und den Wert der einzelnen Werke immer genauer zu bestimmen.
Mit Herzblut für den neuen Hauptberuf
Ab dem Jahr 1975 begannen die Preise für alte Grafik deutlich zu steigen. In diesen Jahren gelang es Tüscher, manche Werke gewinnbringend zu verkaufen und aus dem Erlös die eigene Sammlung weiter zu vergrössern. Damals begann er, auch moderne Grafik zu sammeln. Dank seinen Fachkenntnissen wurde er immer häufiger um Rat gebeten. Vielen Liebhabern alter Stiche half er bei der weiteren Ausgestaltung ihrer Sammlung und bei der Restaurierung ihrer Ankäufe. Nachdem die wirtschaftlichen Schwierigkeiten seines Arbeitgebers zugenommen hatten, beschloss Tüscher, seine Leidenschaft zum Hauptberuf zu machen – im Jahr 1996 eröffnete er eine erste Galerie in Lyss.
Die Galerien
Die Galerie in Lyss begann ohne Schaufenster – Tüscher konnte aber bei einer benachbarten Versicherungsgesellschaft ausstellen. Von Anfang an verkaufte er nicht nur alte Grafik, sondern auch Werke von Künstlern wie Chagall und Picasso. Die Restaurierung und das Rahmen von Grafik machten auch weiterhin einen wichtigen Anteil seiner Tätigkeit ein - im Lauf der Jahre hat der Galerist an die 1000 Stiche restauriert und ungefähr 6000 Werke gerahmt. Der gute Geschäftsgang erlaubte es Tüscher, bald eine Filiale zu eröffnen. 1997 bis 2001 befand sie sich in Aarberg, bis 2008 in Jens. Zu den Höhepunkten seiner Tätigkeit als Galerist gehörte der Verkauf von Werken aus dem Nachlass des regionalen Künstlers Abraham Fürst im Jahr 1998. Der ehemalige Bahnhofvorstand von Aarberg hatte über 700 Zeichnungen, Aquarelle und Ölbilder hinterlassen, die dank Tüschers Einsatz praktisch vollumfänglich verkauft werden konnten. 2009 entschloss sich Tüscher, die Galerie nach Biel zu verlegen, wo sie am 9. Mai an der Silbergasse eröffnet wurde. Schwerpunkte seines aktuellen Angebots umfassen Darstellungen der Stadt Biel, des Schlosses Nidau, von Seeländer Dörfern, des Bielersees oder der Petersinsel.
Autor: Christoph Lörtscher / Quelle: Christoph Lörtscher, Biel 2015