Historisches Archiv der Region Biel, Seeland und Berner Jura

Bauboom nach dem Uhrmacherbeschluss

Stadt Biel - Bau - Eisenbahn - Gesetze - Lokalpolitik - Strassenverkehr - Uhrenindustrie




Die Bieler Gemeindeversammlung sanktionierte die Wirtschaftsförderungsmassnahme am 29. Dezember desselben Jahres, und leitete damit eine für die Schweiz einzigartige Entwicklung ein. Zwischen 1849 und 1859 zogen 1718 Uhrmacher mit ihren Familien nach Biel um. Dachstöcke wurden zu Ateliers ausgebaut und in Wohnhäusern wurden Werkstätten eingerichtet. Später entstanden Uhren- und Bestandteilfabriken, die den grösseren Teil der Uhrenarbeiter beschäftigten. Die Bauwirtschaft boomte. Eine grossstädtische, viergeschossige Häuserzeile entstand ab 1850 an der Nordseite der Juravorstadt, deren Verbindung mit dem Jura infolge des Strassenbaus durch die Taubenlochschlucht im Jahre 1858 verbessert wurde. Es entstanden Villen und Brunnen wurden angelegt. Das «Café Bellevue» hiess 1859 seine ersten Gäste willkommen. Mit dem Bau der Eisenbahn in den Jura, 1874, verlagerte sich das wirtschaftliche Zentrum von der Juravorstadt an den Bahnhof am General-Guisan-Platz.

Biels Bevölkerung hat sich in dieser Zeitspanne etwa verdreifacht. Es bestand eine riesige Nachfrage nach Wohnraum. 1857 gründete der städtische Baudirektor Alexander Schöni mit einigen Fabrikanten und dem Baumeister David Girard die Baugenossenschaft Neuquartier, um auf den Matten der ehemaligen Indiennefabrik ein rechtwinkliges Strassennetz anzulegen und an die hundert Häuser zu bauen. So entstand das Neuquartier im Raum Mühlebrücke, Neuengasse, Rüschlistrasse und Eisengasse. Die ersten zwei, nach der ersten Bieler Bauordnung erstellten, U-förmigen Häuserkomplexe (Zentralstrasse 11 bis 17 und 19 bis 25) waren 1860 vollendet.

Die erste Bahnlinie nach Biel verband die Stadt ab 1857 mit Solothurn. Der erste Bahnhof wurde in der Nähe des Zentralplatzes gebaut. Hier begann die Entwicklung der neuen Stadt des 19. Jahrhunderts. Die Eröffnung der Bahnlinie nach Bern, im Jahre 1864, und die Verlegung des Bahnhofs um etwa 400 Meter in Richtung Südost an den heutigen General-Guisan-Platz, steuerten ihren Teil zur dynamischen Entwicklung bei.

Diese Zeit intensiver technischer Erneuerung brachte Biel das erste Telegrafenbüro, die Gasbeleuchtung und das Pferdetram sowie eine neue Wasserversorgung. Gebaut wurden die ersten Häuser entlang des Schüsskanals und an der Zentralstrasse, das neubarocke Landhaus von Carl Neuhaus, die Elfenau an der Schüsspromenade 14, das Museum Schwab an der Seevorstadt, Wohn- und Geschäftshäuser an der Bahnhofstrasse, Villen an der Alpenstrasse und Schützengasse und verschiedene Bauten am Unteren Quai.



Autor: Jaroslaw Trachsel / Quelle: 1848