Historisches Archiv der Region Biel, Seeland und Berner Jura
James Guillaume
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James Guillaume wurde am 16. Februar 1844 als Sohn der Französin Marie Suzanne Guillaume-Glady und des Schweizers George Guillaume in London geboren. Zusammen mit Constantin Meuron gründete er im Jahr 1866 die Sektion Le Locle der "Internationalen Arbeiter-Assoziation" (IAA). Wegen seiner politischen Aktivitäten musste er 1869 seine Antellung als Lehrer aufgeben, in der Folge übernahm er die Familiendruckerei in Neuenburg.
In dieser Druckerei entstanden in den folgenden Jahren viele Publikationen des libertären Sozialismus, denn noch im gleichen Jahr begegnete Guillaume dem russischen Revolutionär Bakunin, der ihn für kollektivistische, also anarchistische Ideen gewann. Zusammen mit Adhémar Schwizguébel gehörte er in den folgenden Jahren zu Bakunins engsten Vertrauten.
Im Jahr 1870 verheiratete sich Guillaume mit Elise Golay.
Guillaume war 1871 Mitbgründer der "Juraföderation", die als Mitglied der IAA auf Distanz zum von Karl Marx geprägten IAA-Generalrat in London ging. Als Redaktor des "Bulletin de la Fédération Jurassienne", das ab dem 15. Februar 1872 als Organ der Juraföderation erschien, wurde er zu einer Schlüsselfigur dieser Föderation.
Am Haager Kongress der IAA (1872) wurde Guillaume - ebenso wie Bakunin - aus der IAA ausgeschlossen. Kurz darauf war er Mitbegründer der Antiautoritären Internationale, die als Reaktion auf die Handlungsweise des IAA-Generalrats ins Leben gerufen wurde.
In den folgenden sechs Jahren gehörte Guillaume zu den wichtigsten Akteuren des libertären Sozialismus. Die Radikalisierung der Organisation, die unter dem Einfluss des französischen Aktivisten Paul Brousse erfolgte, registrierte er mit Sorge. Er sprach sich zwar nicht gegen die "Propaganda der Tat" aus, wies aber auf deren kontraproduktive Auswirkungen hin: Anlässlich einer Gedenkkundgebung für die Pariser Kommune in Bern (18. März 1877) war es zu Handgreiflichkeiten gekommen, bei der sechs Polizisten und zahlreiche Demonstranten verletzt worden waren. Diese Vorkommnisse hatten zur zunehmenden Isolation der Aktivisten der Juraföderation beigetragen.
Wie andere Teilnehmer der Demonstration in Bern wurde Guillaume zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Im Zusammenhang mit diesem Urteil erlitt seine Frau einen Nervenzusammenbruch - das bedrückte ihn sehr. Zudem schätzte er die künftige politische Entwicklung pessimistisch ein. Im April 1878 trat Guillaume aus der Juraföderation aus und erklärte die Vergangenheit als "tot und begraben".
Guillaume begab sich nach Paris, wo er als Redaktor der "Revue Pédagogique" arbeitete. Im Jahr 1889 wurde er französischer Staatsbürger.
Um das Jahr 1905 wurde Guillaume ein letztes Mal politisch aktiv. Das Erstarken des Anarchosyndikalismus in der französischen Gewerkschaft CGT und in anderen Ländern liess in ihm noch einmal die Hoffnung aufkeimen, dass eine revolutionäre Strömung in der Arbeiterbewegung den Weg zu einer gerechteren Gesellschaft bahnen könnte. Die Begegnung mit Jean Jaurès und das Interesse junger Gewerkschafter an seiner Person ermutigten ihn, die von ihm mitgeprägte Geschichte der Internationale aufzuarbeiten. 1905 bis 1910 publizierte er das vierbändige Werk "Die Internationale, Dokumente und Erinnerungen".
Guillaumes Weltanschauung wurde unter anderem durch negative Erfahrungen mit dem zentralistischen, etatistischen Flügel der Arbeiterbewegung geprägt, den er in der deutschen Sozialdemokratie verkörpert sah. Diese Erfahrungen haben wohl dazu beigetragen, dass der langjährige und internationalistisch denkende Arbeiterführer beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs gegen die Mittelmächte Partei ergriff - Guillaume befürwortete den Entschluss der CGT, zur Verteidigung der Republik den Burgfrieden mit den übrigen politischen Kräften Frankreichs zu unterstützen.
Am 20. November 1916 starb der langjährige Arbeiterführer und Historiker in Paris.
Autor: Christoph Lörtscher / Quelle: Christoph Lörtscher, Biel 2012
In dieser Druckerei entstanden in den folgenden Jahren viele Publikationen des libertären Sozialismus, denn noch im gleichen Jahr begegnete Guillaume dem russischen Revolutionär Bakunin, der ihn für kollektivistische, also anarchistische Ideen gewann. Zusammen mit Adhémar Schwizguébel gehörte er in den folgenden Jahren zu Bakunins engsten Vertrauten.
Im Jahr 1870 verheiratete sich Guillaume mit Elise Golay.
Guillaume war 1871 Mitbgründer der "Juraföderation", die als Mitglied der IAA auf Distanz zum von Karl Marx geprägten IAA-Generalrat in London ging. Als Redaktor des "Bulletin de la Fédération Jurassienne", das ab dem 15. Februar 1872 als Organ der Juraföderation erschien, wurde er zu einer Schlüsselfigur dieser Föderation.
Am Haager Kongress der IAA (1872) wurde Guillaume - ebenso wie Bakunin - aus der IAA ausgeschlossen. Kurz darauf war er Mitbegründer der Antiautoritären Internationale, die als Reaktion auf die Handlungsweise des IAA-Generalrats ins Leben gerufen wurde.
In den folgenden sechs Jahren gehörte Guillaume zu den wichtigsten Akteuren des libertären Sozialismus. Die Radikalisierung der Organisation, die unter dem Einfluss des französischen Aktivisten Paul Brousse erfolgte, registrierte er mit Sorge. Er sprach sich zwar nicht gegen die "Propaganda der Tat" aus, wies aber auf deren kontraproduktive Auswirkungen hin: Anlässlich einer Gedenkkundgebung für die Pariser Kommune in Bern (18. März 1877) war es zu Handgreiflichkeiten gekommen, bei der sechs Polizisten und zahlreiche Demonstranten verletzt worden waren. Diese Vorkommnisse hatten zur zunehmenden Isolation der Aktivisten der Juraföderation beigetragen.
Wie andere Teilnehmer der Demonstration in Bern wurde Guillaume zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Im Zusammenhang mit diesem Urteil erlitt seine Frau einen Nervenzusammenbruch - das bedrückte ihn sehr. Zudem schätzte er die künftige politische Entwicklung pessimistisch ein. Im April 1878 trat Guillaume aus der Juraföderation aus und erklärte die Vergangenheit als "tot und begraben".
Guillaume begab sich nach Paris, wo er als Redaktor der "Revue Pédagogique" arbeitete. Im Jahr 1889 wurde er französischer Staatsbürger.
Um das Jahr 1905 wurde Guillaume ein letztes Mal politisch aktiv. Das Erstarken des Anarchosyndikalismus in der französischen Gewerkschaft CGT und in anderen Ländern liess in ihm noch einmal die Hoffnung aufkeimen, dass eine revolutionäre Strömung in der Arbeiterbewegung den Weg zu einer gerechteren Gesellschaft bahnen könnte. Die Begegnung mit Jean Jaurès und das Interesse junger Gewerkschafter an seiner Person ermutigten ihn, die von ihm mitgeprägte Geschichte der Internationale aufzuarbeiten. 1905 bis 1910 publizierte er das vierbändige Werk "Die Internationale, Dokumente und Erinnerungen".
Guillaumes Weltanschauung wurde unter anderem durch negative Erfahrungen mit dem zentralistischen, etatistischen Flügel der Arbeiterbewegung geprägt, den er in der deutschen Sozialdemokratie verkörpert sah. Diese Erfahrungen haben wohl dazu beigetragen, dass der langjährige und internationalistisch denkende Arbeiterführer beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs gegen die Mittelmächte Partei ergriff - Guillaume befürwortete den Entschluss der CGT, zur Verteidigung der Republik den Burgfrieden mit den übrigen politischen Kräften Frankreichs zu unterstützen.
Am 20. November 1916 starb der langjährige Arbeiterführer und Historiker in Paris.
Autor: Christoph Lörtscher / Quelle: Christoph Lörtscher, Biel 2012