Historisches Archiv der Region Biel, Seeland und Berner Jura

Die Erste Juragewässerkorrektion

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Dimensionen der Zeit
Die Geschichte der Menschheit zählt in Jahrtausenden. Ganz anders die Geschichte einer Landschaft: Sie misst in Jahrmillionen. Wo heute die drei Juraseen und das Grosse Moos das Landschaftsbild prägen, dehnte sich vor vielen Millionen Jahren ein Meer aus. Später hob die Jurafaltung, die gleichzeitig mit der Faltung der Alpen stattfand, das Land an, Täler entstanden, und die Flüsse suchten sich durchs Mittelland ihren Lauf. Die geologische Formung der Landschaft steht nicht still; auch heute sind tektonische und erosive Kräfte stetig am Werk und lassen Berge und Täler entstehen: Zurzeit lagern sich Sand und Lehm im Aaredelta bei Hagneck ab.
 
Eiszeiten
Sein heutiges Erscheinungsbild hat das Seeland hauptsächlich den letzten vier Eiszeiten zu verdanken. Der Rhonegletscher stiess jeweils weit ins Mittelland vor und bedeckte das heutige Seeland mit Eis. Bei seinem allerletzten Vorstoss schüttete der Gletscher bei Wangen an der Aare eine grosse Endmoräne auf. Sie staute das Wasser der Aare und ihrer Zuflüsse sowie das Schmelzwasser des langsam zurückweichenden Gletschers.
 
Vom Solothurnersee zu den drei Seen
Das von der Endmoräne gestaute Wasser bildete den über 100 Kilometer langen Solothurnersee. Er reichte bis in die Gegend von La Sarraz. Um 15 000 v. Chr. wies der grosse See seinen Höchststand auf. Um 11 000 v. Chr. durchbrach das gestaute Wasser den eiszeitlichen Damm. Der Solothurnersee floss aus. Zurück blieben der Murten-, der Neuenburger- und der Bielersee. Deren Seespiegel sanken zeitweise sogar unter die heutige Marke.
 
Die ersten Siedler
Nach dem Rückzug der Gletscher breitete sich im Mittelland dichte Wildnis aus. Als um 8000 v. Chr. Jäger und Fischer im Seeland umherstreiften, lagen weite Teile des Grossen Mooses bereits trocken. Laub- und Tannenwälder säumten die Ufer der drei Juraseen.
In der Steinzeit lösten sesshafte Bauern die Nomaden ab. Sie rodeten den Urwald mit einfachen Werkzeugen und errichteten erstmals dauerhafte Pfahlbausiedlungen.
 
Eigenwillige Aare
In der Region der heutigen Ortschaft Aarberg nimmt das Gefälle der Aare deutlich ab. Bei Hochwasser blieb das vom Fluss mitgeführte Geschiebe liegen und verstopfte das Flussbett. Um 5000 v. Chr. verliess die Aare deshalb ihr altes Bett und floss Richtung Westen in den Neuenburgersee ab. Dabei wälzte sich das Aarewasser träge und breit durchs Grosse Moos, was zu schweren Überschwemmungen führte. Die steigenden Seespiegel bedrohten die Siedlungen. Spätere Hochwasser lenkten den Flusslauf bei Aarberg wieder um. Während rund 1000 Jahren wechselte nun die Fliessrichtung der Aare periodisch ab. Vermutlich kam es auch später immer wieder zu vereinzelten Ausbrüchen der Aare aus ihrem gewohnten Bett.
 
Römerzeit
Als die Römer das Seeland besiedelten, war das Gebiet meist trocken und begehbar. Der mittlere Wasserspiegel der Juraseen lag sogar tiefer als nach der Ersten Juragewässerkorrektion. Ein dichtes Strassennetz überspannte das Grosse Moos, und ein Kanal verband Aventicum (Avenches) mit Murten.
 
Die Flut kommt
Mitte des letzten Jahrtausends begannen die Wasser bedrohlich anzusteigen. Sümpfe breiteten sich aus. Not und Hunger bedrohten die Menschen der drei Juraseen. Quellen belegen ein erstes schweres Hochwasser bereits für das Jahr 1318. Leopold von Habsburg belagerte damals die Stadt Solothurn. Da riss ein mächtiges Hochwasser die Brücke ein, auf der die habsburgischen Männer kämpften. Viele Soldaten, in ihre schweren Rüstungen eingezwängt, fielen kopfüber in die Fluten. Die Solothurner fischten die Belagerer aus der Aare, was Herzog Leopold zum Friedensschluss mit Solothurn bewegt haben soll.
1472 wurden sowohl die Brücke von Aarberg als auch jene von Büren von den Fluten mitgerissen.
Mitte des 16. Jahrhunderts verschlimmerte sich die Lage. Die ganze Schweiz wurde von Überschwemmungen heimgesucht. Das bekam das Seeland besonders stark zu spüren. Für die Jahre 1550, 1555 und 1556 berichten die Chroniken von schweren Fluten. Ernten wurden vernichtet, Gebäude überschwemmt, das Grosse Moos versumpfte, die Menschen verarmten, das Sumpffieber (Malaria) und Seuchen breiteten sich aus.
 
Ursachen für die Überschwemmungen
  • Die Aare führte die Fracht von Saane, Zulg und Kander sowie unzähliger Wildbäche mit sich und schüttete das Geschiebe im Raum von Lyss bis Büren auf. Dieser Schuttfächer staute die untere Zihl. Das Bielerseewasser konnte kaum mehr abfliessen. Bei hohem Wasserstand der Aare floss die Zihl sogar rückwärts in den Bielersee.
  • Der Schuttkegel in Luterbach bei Solothurn, wo die Emme in die Aare mündet, staute die Aare flussaufwärts auf.
  • Um die wachsende Bevölkerung ernähren zu können, erschlossen die Bauern zunehmend Gebiete, die sich für eine landwirtschaftliche Nutzung nicht eigneten. Hochwasser führten dort besonders rasch zu Verlusten an Hab und Gut.
  • Die Waldrodungen nahmen stetig zu. Das förderte die Erosion, und die Flüsse führten immer mehr Sand und Kies mit sich.
Erste Massnahem zum Hochwasserschutz
Als sich die Seeländer im August 1480 nach einem Landregen auf die Bäume retten mussten, versuchten Priester, die Fluten mit Gebeten zu beschwören und zu bändigen.
Erst das Rekordhochwasser von 1651 rüttelte auch die Obrigkeit auf. Damals staute sich die Aare zwischen Bielersee und Solothurn gleichsam zu einem grossen, von neuem entstandenen Solothurnersee auf. Ab 1652 wurden gezielt Hochwasserschutzmassnahmen ins Auge gefasst. Um den Abfluss des Wassers zu beschleunigen, liess die bernische Regierung 1674 im Zihlbett bei Brügg eine Kiesbank abtragen sowie eine Mühleschwelle schleifen.
Von 1652 bis zum entscheidenden Projektvorschlag von Richard La Nicca 1842 zogen aber noch 190 lange Jahre ins Land, während deren viele Hektaren wertvollen Kulturlandes verödeten, zahlreiche Menschen ihr Hab und Gut verloren und viele diese Verzögerungen mit ihrem Leben bezahlen mussten. Dutzende Projekte wurden erarbeitet, diskutiert und schliesslich verworfen, schubladisiert oder einfach vergessen.
 
Erste Korrekturvorschläge
  • Der bernische Artillerieleutnant und Geologe Samuel Bodmer (1652–1724) schlug 1707 vor, die Aareschlinge bei Büren zu durchstechen und so die Abfliessgeschwindigkeit zu erhöhen.
  • 1749 veranlasste der Berner Artilleriemajor Anthoni Benjamin Tillier (1709–1759) Räumungen im Zihlbett bei Nidau und Brügg sowie Korrektionsarbeiten an der Aare.
  • Als erster erkannte der bernische Werkmeister Niklaus Hebler (1728–1796) die Problematik der Rückstauung der Zihl. Er beschrieb, wie der Fluss bei Hochwasser rückwärts in den Bielersee floss. 1775 trat er für ein Projekt ein, das grössere Korrektionsarbeiten an Aare und Zihl vorsah. Hebler wollte die Mündung der Zihl flussabwärts verlegen.
  • In den 1780er Jahren erwog der Berner Artilleriehauptmann Andreas Lanz (1740–1803) eine Ableitung der Aare in den Bielersee.
 
Das Wasser sucht sich sein eigenes Bett
Während der Französischen Revolution und der französischen Besatzung der Schweiz ruhte die Angelegenheit. Nicht so die Wasser der Region: Sie nahmen keine Rücksicht auf menschliche Streitereien, sondern sprudelten und strömten munter durchs Seeland; sie kannten keine Grenzen, rissen Haus und Vieh mit sich und liessen Not und Armut zurück.
 
Das Vorbild der Linthkorrektion
Die Berner Restaurationsregierung liess sich durch die erfolgreiche Linthkorrektion (1807–1816) ermutigen. Sie beauftragte den grossherzoglich-badischen Wasserbaudirektor Johann Gottfried Tulla (1770–1828), der Pläne für die Linthkorrektion entworfen hatte, eine Lösung für die Juragewässer zu suchen. Tulla empfahl der Berner Regierung nachdrücklich, gemeinsam mit den anderen betroffenen Kantonen eine Gesamtkorrektion zu planen.
 
Vom Untertan zum Bürger
Trotz der verheerenden Überschwemmungen von 1831 und 1832 kam das Vorhaben nicht vom Fleck. Es musste nun in der Tat etwas geschehen. Dazu standen die politischen Sterne günstig, denn die demokratischen Ideen der Französischen Revolution und die Berner Kantonsverfassung von 1831 erfüllten die Bürger mit neuem Selbstvertrauen. Sie waren keine Untertanen mehr und somit nicht länger auf Gedeih und Verderb auf das Wohlwollen der Obrigkeit angewiesen.
 
Johann Rudolf Schneider: Der Retter des Seelands
Den Stein endlich ins Rollen brachte ein direkt betroffener Seeländer. Der aus Meienried westlich von Büren stammende Arzt und Politiker Johann Rudolf Schneider (1804–1880) kannte die Überschwemmungen aus eigener Erfahrung. Bereits als Knabe erlebte er das wild gewordene Element, wenn die Aare während der Serie von Hochwassern jeweils an den Mauern des elterlichen Hauses entlang strömte.
Während seiner Tätigkeit als Arzt in Nidau begann Schneider, sich mit der Thematik des Hochwasserschutzes auseinander zu setzen. Schneider erkannte den Zusammenhang zwischen den andauernden grauenvollen Überschwemmungen und dem schlechten Gesundheitszustand der Bevölkerung im Seeland. Nach den Hochwassern von 1831 und 1832 nahm sich der aus den politischen Unruhen entstandene «Schutzverein» von Nidau der Sache an. Dieser beschloss, unter dem Präsidium von Schneider einen Ausschuss zu bilden, der Lösungsvorschläge ausarbeiten sollte, um der Hochwassergefahr Herr zu werden.
 
Vorbereitungsgesellschaft
Sechs Jahre später beschloss die Berner Regierung – mit ihr auch Schneider – eine Korrektion der Juragewässer nicht mehr selbst durchzuführen, sondern die Arbeiten einer Privatgesellschaft zu überlassen. Darauf gründete Regierungsrat Schneider am 29. September 1839 eine Aktiengesellschaft unter dem Namen «Vorbereitungsgesellschaft» und holte den Bündner Oberingenieur Richard La Nicca ins Boot. Er sollte für die Vorbereitungsgesellschaft ein neues Korrektionsprojekt ausarbeiten. Dieses 1841/42 entstandene Projekt sah die kühne Umleitung der Aare bei Aarberg in den Bielersee vor. La Niccas Pläne überdauerten die jahrelangen Streitereien zwischen den Kantonen, aber auch zwischen Wasserbauexperten, und wurde mit einigen Korrekturen 26 Jahre später umgesetzt.
 
Das Projekt zur Ersten Juragewässerkorrektion
  • Ableitung der Aare von Aarberg in den Bielersee durch einen Hagneck-Kanal (Dazu musste der Seerücken zwischen Hagneck und dem Bielersee durchbrochen werden.)
  • Ableitung der mit der Zihl vereinigten Aare aus dem Bielersee durch den Nidau-Büren-Kanal
  • Korrektion der unteren Broye zwischen Murten- und Neuenburgersee (Broyekanal)
  • Korrektion der oberen Zihl zwischen Neuenburger- und Bielersee (Zihlkanal)
  • Anpassungsarbeiten auf der Flussstrecke zwischen Büren und der Emmemündung in Luterbach bei Solothurn
  • Entsumpfungsarbeiten im Grossen Moos und in den angrenzenden Gebieten (Binnenkorrektion)
 
Aufbruch in die neue Schweiz
Eine umfassende Gewässerkorrektion betraf das Gebiet der fünf Kantone Bern, Freiburg, Neuenburg, Solothurn und Waadt. Die Freischarenzüge von 1844 und 1845 sowie der Sonderbundskrieg von 1847 vergifteten aber das politische Klima in der Schweiz. An eine rasche Umsetzung des Vorhabens war nicht zu denken. Für die anliegenden Kantone wäre ein Projekt in der Grössenordnung von 5 Millionen damaliger Franken auch unbezahlbar geblieben. Der Streit um die Kosten zwischen den Nachbarkantonen hatte denn auch die nötige Korrektion immer wieder hinausgezögert.
Schneider versuchte deshalb aus der Juragewässerkorrektion eine «nationale Sache» zu machen. Doch erst der neu geschaffene Bundesstaat von 1848 brachte den ersehnten Durchbruch. Der Wohlfahrtsartikel der neuen Bundesverfassung (Art. 21 BV 1848) übertrug den Bundesbehörden die Kompetenz, Bauwerke von nationalem Interesse zu unterstützen.
Als Mitglied des ersten Nationalrats führte Schneider sein Engagement zu Gunsten einer Gewässerkorrektion im Seeland fort. Dank seiner Lobbyarbeit anerkannte der Bund die Juragewässerkorrektion in den 1850er Jahren als eine nationale Angelegenheit. Mit der Übernahme der Oberaufsicht und der grosszügigen Beteiligung durch den Bund konnte das kostspielige Projekt von La Nicca realisiert werden.
 
Der Bundesbeschluss von 1867
In den 1850er Jahren wurde die Region der drei Juraseen von ausserordentlich schweren Hochwassern heimgesucht. Einmal mehr schwammen Schwäne über Wiesen, fuhren Schiffe zwischen Murten und Neuenburg geradewegs über das Feld und wechselten Möwenschwärme von St-Blaise ins Moos hinüber, wo sie am Rand der Fluten reichlich Nahrung fanden.
Der die Juragewässerkorrektion betreffende Bundesbeschluss von 1867 beendete schliesslich die Verzögerungen, die das Projekt bisher geprägt hatten. Das Parlament bewilligte einen Bundesbeitrag von 5 Millionen Franken und schrieb die Ausführung des Projekts von La Nicca als Gemeinschaftswerk des Bundes und der
Kantone Bern, Freiburg, Neuenburg, Solothurn und Waadt fest.
 
Mit Dampf und Stahl
1868 konnten die Arbeiten zu diesem grössten flussbaulichen Unternehmen in der Geschichte der Schweiz endlich in Angriff genommen werden. Die Seeländer rieben sich verwundert die Augen, als sie die Maschinen sahen, welche die Ingenieure für die Korrektionsarbeiten einsetzten. Die damals beginnende Industrialisierung gab den Ingenieuren die Mittel an die Hand, um dieses gigantische Werk zu realisieren. Nebst Muskelkraft, Pickel und Schaufel kamen zwei Dampfbaggermaschinen, zwei Dampfkrane, 24 Transportschiffe, 122 Kippkisten, 60 Rollwagen, und zwei Dampflokomotiven zum Einsatz. Zudem wurden 4 Kilometer Schienen verlegt.
 
Der Nidau-Büren-Kanal
Mit dem Bau des 12 Kilometer langen Nidau-Büren-Kanals konnte der Abfluss aus dem Bielersee vergrössert werden. Der künstliche Abfluss führte zum schnellen Absinken der Seespiegel. Deshalb wurde bei Nidau ein provisorisches Absperrbauwerk errichtet. 1885 bis 1887 wurde das Provisorium durch ein Stauwehr ersetzt.
 
Der Hagneck-Kanal
Der Durchstich des Seerückens war eindeutig das Pièce de résistance der Ersten Juragewässerkorrektion. Der insgesamt 8 Kilometer lange Hagneck-Kanal musste auf einer Länge von 900 Meter 34 Meter tief ausgegraben werden. Der Sandstein wurde weggesprengt, die weiteren Arbeiten erfolgten von Hand. Die Arbeiter hoben den Kanal indes nicht gänzlich aus, sie gruben lediglich einen Leitkanal auf die volle Sohlentiefe. Den Rest erledigte das ab 1878 sukzessive eingeleitete Aarewasser, das über 2 Millionen Kubikmeter Material – oder fast zwei Drittel des Kanalquerschnitts – in den Bielersee schwemmte.
 
Der Broye- und der Zihlkanal
Parallel zur «Berner Korrektion», die vom Bieler Oberingenieur Gustav Bridel (1827–
1884) geleitetet wurde, begannen die Arbeiten an der «Oberen Korrektion»: die Begradigung und Ausweitung der Broye zwischen Murten- und Neuenburgersee und der Zihl zwischen Neuenburger- und Bielersee. Die Arbeiten der «Oberen Korrektion» wurden 1886 offiziell abgenommen. Die «Berner Korrektion» endete 1891.
 
Vom Seuchensumpf zum Gemüsegarten
Die Senkung der Seen um rund 2,5 Meter, die Kanalisierung der Flüsse sowie die Entwässerung des Grossen Mooses veränderten das Antlitz der Landschaft tiefgreifend. Wie der Rücken eines Wales hob sich etwa der alte Heidenweg aus dem Bielersee. Dessen Name geht auf eine Sage zurück, laut der vor 2000 Jahren bereits die Römer – eben die Heiden – trockenen Fusses auf die St. Petersinsel gewandert seien. Mit der Absenkung des Bielersees wurde die St. Petersinsel zur Halbinsel. Der Heidenweg gehört heute zum Bestand der Moore von nationaler Bedeutung. An flachen Seeufern wurden zahlreiche Pfahlbausiedlungen freigelegt. Diese Funde sorgten weit über die Grenzen hinaus für grosses Aufsehen. Auch waren Anpassungen an Häfen, Anlegestellen und Ufermauern nötig. Brücken wurden gebaut, welche die traditionellen Fähren ersetzten, die Eisenbahn verdrängte mehr und mehr die Schifffahrt, und Strassen verbanden die wachsenden Dörfer und neu errichteten Höfe.
Die Verwandlung von rund 400 Quadratkilometer neu gewonnenen Landes in den grössten Gemüsegarten der Schweiz dauerte viele Jahre. Das Moorgebiet musste mit einem ausgeklügelten Kanalnetz entwässert werden. Nach Erstellung dieser Binnenkanäle sowie der Drainagen und Pumpwerke standen den Bauern keineswegs fruchtbares Ackerland zur Verfügung. Vor ihnen breitete sich Ödland aus, das systematisch bearbeitet und gedüngt werden musste, bevor darauf Getreide, Kartoffeln, Zuckerrüben und Gemüse kultiviert werden konnten.
Die Trockenlegung des Grossen Mooses führte mancherorts zu Zank und Hader. Früher hatte die Ebene als Weideland oder Allmend gedient. Die Regelung der Besitzverhältnisse war deshalb eine wichtige Voraussetzung für die Güterzusammenlegungen. Erst diese ermöglichten die Aufwertung des Seelands zum heutigen Gemüsegarten der Schweiz. Die Anstrengungen haben sich gelohnt: Heute stammt ein Viertel des in der Schweiz konsumierten Gemüses aus dem Grossen Moos.
Externer Link: Schlossmuseum Nidau


Autor: Matthias Nast / Quelle: Diverse 2005