Historisches Archiv der Region Biel, Seeland und Berner Jura

Louis Rollier (1859-1931)

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Biographisches

 

Louis Rollier wurde am 19. Mai 1859 in Nods (BJ) geboren. Er besuchte von 1870 bis 1875 das Progymnasium von La Neuveville. Die Familie siedelte nach St-Imier über, wo Louis im dortigen Collège durch Pagnard, Schüler des grossen Jurageologen J.Thurmann, überaus anschaulich in die Geologie eingeführt wurde. Rollier setzte sich nun selbst zum Ziel, Geologie zu studieren. Er schloss 1880 sein Studium an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich ab, wo er unter anderem Schüler der bedeutenden Geologen Albert Heim und Oswald Heer war.

Von 1880 bis 1890 unterrichtete Rollier nun an der Sekundarschule in St-Imier. Neben seiner Unterrichtstätigkeit erforschte er jahrzehntelang die Geologie des Berner Juras. Die Universität Bern zeichnete ihn 1899 für seine herausragenden Leistungen auf diesem Gebiet mit der Ehrendoktorwürde aus.

Rolliers Studien fanden ihren Niederschlag in verschiedensten geologischen Karten von St-Imier, Moutier, Bellelay und Delsberg und dem Gebiet des Weissensteins. Dazu arbeitete er    an der 2. Auflage des Blattes Nr. VII (Berner Jura) der geologischen Dufourkarte. Er stellte die erste geologische Bibliographie der Schweiz für den Zeitraum von 1770 bis 1900 zusammen, und seine Leidenschaft als Paläontologe galt besonders auch dem Sammeln von Fossilien (Versteinerungen). Die entsprechenden Museen von Grenoble, Strassburg, Lüttich und München beauftragten ihn, ihre jurassischen Fossilien zu bestimmen, und in der Schweiz bearbeitete er die Fossilienbestände in den Museeen von Bern, Zürich, Neuenburg, Basel, Aarau und Liestal.

Ab 1902 bis zu seinem Tod 1931 lehrte Rollier ununterbrochen am Geologischen Institut in Zürich Stratigraphie (Erdgeschichte) und Petrefaktenkunde, und ab 1908 betreute er als Konservator auch die geologischen Sammlungen. Die Eidgenössische Technische Hochschule verlieh ihm 1911 den Rang eines Titularprofessors.

 

Die Sammlung Rollier im damaligen Museum Schwab Biel.

 

Rollier war der geborene Sammler. Im Verlaufe seines ganzen Lebens sammelte er unermüdlich Fossilien und Gesteine. Bei seinem Tod 1931 hinterliess er eine grosse Sammlung, welche in der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich deponiert ist. Der Junggeselle Rollier führte ein zurückgezogenes Leben. Seine Liebe galt den Fossilien, und einen grossen Teil seiner Zeit widmete er dem Kopieren von Abbildungen alter Tafeln aus paläontologischen Sammelwerken. Seine erste Sammlung von Versteinerungen aus dem schweizerischen und französischen Jura, zusammengetragen zwischen 1875 und 1890, wurde 1890 vom Museum Schwab in Biel angekauft, welches damals das Sammeln und Ausstellen von geologischen Petrefakten der Region auch als seine Aufgabe ansah. Seine damaligen Bestände umfassten neben der Sammlung Rollier die folgenden geologischen Archivalien:

 

-          Sammlung Heilmann 1872

-          Sammlung Fischer 1874

-          Sammlung A. Scholl 1874

-          Sammlung Adolf Tschäppät, Bözingen 1876

-          Sammlung Hans Moll, Biel 1878

-          Objekte Legat Dr. Thiessing, Pruntrut 1878

-          Sammlung Pfarrer G. Ischer, Mett 1870-1890

-          Sammlung Ernst Schüler, Buchdrucker in Biel, 1889.

 

Während des Umbaus des Museums Schwab in den vierziger Jahren wurde dann die paläontologische Sammlung in Kisten verpackt, und später gelangten diese erst in  den Keller des Museums und dann in denjenigen eines Bieler Schulhauses. An beiden Orten hat die Sammlung Rollier durch unsachgemässe Lagerung und fehlende Betreuung unzweifelhaft bedeutende Schäden erlitten: es fehlen viele Etiketten, und die Fossilien sind zum Teil zerstört oder in bedauerlich schlechtem Erhaltungszustand.

Schliesslich beschloss die Museumskommision, die gesamten Geologiesammlungen dem Naturhistorischen Museum in Bern zu übergeben.

 

Die wissenschaftliche Bedeutung der geologischen Sammlungen aus dem ehemaligen Museum Schwab.

 

Bis zum Tode des verdienten Bieler Geologen Dr. Fritz Antenen wurde die Sammlung Rollier wissenschaftlich betreut. Er war der letzte Geologe in Biel, der in dieser Stadt eine gewisse Tradition in der geologischen Erforschung unserer Gegend hochgehalten hat (s. seine „Geologie des Seelandes“ von 1936). Sie ist mit Namen verknüpft, die in Forscherkreisen einen ausgezeichneten Klang besassen, und die obenerwähnten Sammlungsschenkungen an das Museum sind eine direkte Folge von dessen damaligem herausragenden wissenschaftlichen Ruf. Es ist äusserst bedauerlich, dass die legendäre und für die geologische Vergangenheit unserer Region unersetzlich wertvolle Sammlung Rollier mit ihren zum Teil einmaligen Objekten bisher hier nicht die Bedeutung wiedergefunden hat, die sie unzweifelhaft verdient.

 

 

Max Antenen :„Die Sammlung Rollier im Museum Schwab Biel“ in: Neues Bieler Jahrbuch 1972



Autor: Max Antenen / Quelle: Max Antenen, Neues Bieler Jahrbuch 1972 1972