Historisches Archiv der Region Biel, Seeland und Berner Jura

Bielersee-Dampfschifffahrt

Juragewässer - Eisenbahn - Schiffahrt - Unglücksfälle und Katastrophen - Unternehmen




Nicht der Tourismus, sondern der aufkommende Warentransport veranlasste 1823 den Nidauer Handelsmann Ferdinand Piccard, zwischen Nidau und Yverdon einen Dampfschiff-Transportdienst aufzuziehen. Denn auf dem Land war das Strassennetz damals mehr als lückenhaft. Und so kam es, dass ab 1826 ein erstes Dampfschiff, die «Union», auf dem Bieler- und dem Neuenburgersee zirkulierte. Indessen wurde der Gütertransport auf dem Wasserweg ab 1860, mit der Eröffnung der Bahnlinie Biel-Neuenstadt, völlig uninteressant.

1876 wurde die unabhängige Dampfbootgesellschaft Biel-Nidau gegründet, und das erste Freizeitboot, der Schraubendampfer «Schwalbe», nahm im Sommer 1878 auf dem Bielersee die Fahrt auf. Der Betrieb konnte sich allerdings nur mühsam über Wasser halten und wurde bereits 1887 wieder eingestellt.

Ein noch kürzeres Gastspiel gab die «Neptun», ein Schraubendampfer aus zweiter Hand: Im Juli 1880 geriet diese wenige Monate zuvor in Betrieb gesetzte Errungenschaft mit 16 Passagieren an Bord in einen heftigen Gewittersturm. 600 Meter vor Tüscherz sank das Schiff und 15 Personen kamen ums Leben.

Die Wende zum Guten kam, nachdem der Bau der Eisenbahnlinie Biel-Neuenburg die Gemeinde Erlach von der Hauptverkehrsachse abgeschnitten hatte. Jetzt wurde eine Schiffs-Querverbindung zwischen Erlach und Neuenstadt aktuell, und 1887 wurde in Erlach die Dampfschiff-Gesellschaft Union ins Leben gerufen. Letztlich war also die Eisenbahn dafür verantwortlich, dass die Wiege der BSG in Erlach steht. Steigende Frequenzen führten sodann zur Verlagerung nach Biel, und im Jahr 1913 zur Gründung der Bielersee-Dampfschiff-Gesellschaft.

Den heutigen Namen BSG nahm die Gesellschaft 1966 an, nachdem die «Berna» 1964 als letztes Dampfschiff aus dem Verkehr gezogen worden war. Die Flotte der Bielersee-Schifffahrts-Gesellschaft (BSG) kursiert heute auf dem weitaus grössten Schifffahrtsnetz der Schweiz. Dieses Gebiet umfasst die drei Juraseen und den Aarelauf bis Solothurn. Zehn Motorschiffe sind im Einsatz: «Seeland», «Stadt Biel», «Chasseral», «Petersinsel», «Berna», «Stadt Solothurn», «Nidau», «Romandie», «Büren» und «Siesta» transportierten in den späten Neunzigern des 20. Jahrhunderts jährlich rund 460 000 Passagiere - in Spitzenjahren sogar mehr als eine halbe Million. Neben den regulären Kursen werden Sonderfahrten mit Events, Charterfahrten sowie Extrakurse für die verschiedensten Anlässe durchgeführt.



Autor: Hedwig Schaffer / Quelle: -1848